Ich möchte an dieser Stelle, wie nach jedem Reiseabschnitt ein persönliches (subjektives) Fazit zur Reise benennen. Die Reihenfolge ist willkürlich gewählt und es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit
Die Streckenwahl: Normalerweise fahren die meisten Fahrer von Nord nach Süd um nach Wochen bzw. Monaten auf Tour dann am „Ziel“ Ushuaia auf Feuerland anzukommen. Bedingt dadurch das wir Mietmotorräder auf diesem Reiseabschnitt gewählt hatten, wir „one way“ fahren wollten, und der Vermieter nur noch Vermiet-Kapazitäten von Süd nach Nord (Puerto Natales bis Pucón) hatte, mussten wir entsprechend von Süd nach Nord fahren. Anfänglich fand ich das „doof“, muss aber nach der Tour sagen, dass es eine gute Entscheidung war. Warum? Man fährt von der Kälte in die Wärme und man fährt von langweilig/eintönig in Richtung abwechslungsreich, nach sehr viel Wind am Anfang fährt man in Richtung „entspanntes fahren ohne viel Wind“. Zusammengenommen hat man die Anstrengung am Anfang (wenn man noch fit ist) und die Entspannung am Ende, wenn man schon evtl. etwas „fahrmüde“ ist.
Mietmotorrad versus eigenes Motorrad: Wie schon im Intro zu diesem Reiseabschnitt beschrieben ist es aus Zollrechtlichen Gründen nicht möglich (weder in Argentinien noch in Chile) sein Fahrzeug mehr als drei Monate im Land zu belassen. Da ich aber der Panamericana im Kontext „in arbeitnehmerfreundlichen Etappen“ folge, ist es für mich notwendig mein Fahrzeug im Land zu belassen, nach Hause fliege um zu einem späteren Zeitpunkt für weitere Reisen wiederzukommen. In den bereisten Ländern war/ist dies nicht möglich, daher ist (erstmalig nach sieben Reiseabschnitten) die Wahl auf ein Mietmotorrad gefallen. Dies hat den positiven Nebeneffekt, das eine „one way“ -Reise möglich war (siehe: Strecke) Ohne die Möglichkeit das Motorrad an verschieden Orten abzuholen bzw. abzugeben, wäre die gefahrene Strecke (4.200 km in 11 Fahrtagen) so nicht möglich gewesen.
Die Straßen: Die Schotterabschnitte (sowohl in Argentinien als auch in Chile) haben eine schlechte Qualität. Verwendet werden ungebrochene Kieselsteine die auch nach mehrmaligen Walzen nicht fest werden. Ein wegrutschen des Vorderrades ist nur unter großer Konzentration und Anstrengung zu vermeiden, vor allem in den Bereichen wo der (Murmel-) Schotter frisch aufgetragen wurde. Sowohl mein Mitfahrer Olli als auch ich haben mehrfach auf der Seite gelegen. Ich bin über 4.000 km Schotter in Alaska und Kanada (ohne mich „hinzulegen“) gefahren, der Schotter dort ist viel besser zu fahren, da gebrochene Steine aufgetragen werden, die nach Walzen eine feste und fahrbare Oberfläche ergeben. Generell ist noch zu sagen, dass die Straßen in Chile (sowohl mit Schotter als auch Bitumenbelag) eine bessere Qualität aufweisen als in Argentinien. Die Bitumenabschnitte sind in beiden Ländern ok, allerdings ist in Argentinien meist (auf der Routa 40 im Besonderen) mit massiven Schlaglöchern zu rechnen.
Das Wetter: Februar ist Hochsommer im Zielgebiet, heißt in der ersten Woche (grob vom Gletscher Perito Moreno bis Ushuaia) grob 5-15 Grad Celsius, meist SEHR windig. Kurz vor Ushuaia hatten wir Schneeregen mit 2 Grad Celsius. In der zweiten Woche (grob ab dem Gletscher Perito Moreno bis Pucón) waren es mittags auch mal 20-25 Grad Celsius. In Santiago de Chile waren es fast 40 Grad Celsius, in Buenos Aires war es sehr schwül und regnerisch bei 25 bis 30 Grad Celsius. Zusammenfassend ist es eine Herausforderung für einen Temperaturbereich von 2-40 Grad Celsius Motorradklamotten einzupacken, da de Platz im Koffer begrenzt ist. Das Zwiebelprinzip hilft.
Die Highlights: für mich ist definitiv der Gletscher „Perito Moreno“ (in der Nähe des Ortes „El Calafate“) DAS Highlight der Reise, gefolgt von den Pinguinen auf Magdalena island (in der Nähe von Punta Arenas). Das dritte Highlight war für mich das Befahren der „Routa 7/carreterra austral“ zwischen Chaiten und Puerto Montt.
Generell: Die Strecken im Süden Argentiniens sind sehr eintönig und bei Wind ist es sehr anstrengend zu fahren. Man sieht oft nichts weiter als vergilbte Wiesen bis zum Horizont. Ab und zu stehen Guanakos am Straßenrand. Die Tiere sind interessant anzusehen und sorgen für Abwechslung beim Fahrer. Ab und zu sieht man z.B. auch Kondore und Nandus. Die Routa 7 in Chile ist deutlich abwechslungsreicher, nach meinem Empfinden grob eine Mischung aus Österreich und Norwegen.
Persönliches Fazit: Es war in Summe eine tolle Tour, aber würde ich die Strecke noch einmal fahren wollen? Eher nein. Die Tour ist jetzt der achte Reiseabschnitt für mich und wenn ich die „leeren“ Gegenden Argentiniens mit den abgelegenen Ecken Alaskas und Kanadas vergleiche, hat mir der Norden besser gefallen. Gefühlt ist auch die Infrastruktur in Alaska/Kanada besser. Der Gletscher und die Pinguine waren klasse, aber allein daher, dass der Schotter in Chile und Argentinien so anspruchsvoll und stellenweise gefährlich war (wir haben auch andere Motorradunfälle – mit Krankenwagen- auf den Schotterstrecken gesehen-), lässt in mir das Gefühl aufkommen das ich mich auf den Schotterstrecken in Alaska/Kanada (und in Argentinien und Chile sind wir max. 500 km Schotter gefahren) besser aufgehoben fühle. Müsste ich entscheiden würde subjektiv meine Wahl auf Kanada/Alaska und nicht auf Argentinien/Chile fallen, basierend auf dem was ich bisher von Chile und Argentinien gesehen habe.
Empfehlung zum Nachmachen/nachfahren: wenn man nicht unbedingt in Ushuaia am Ende der Welt gewesen sein „muss“ empfehle ich euch aus Richtung Norden nur bis „El Calafate“ in Argentinien zu reisen. Der Ort hat eine gute Infrastruktur und auch zum Wandern kann man es dort ein paar Tage aushalten. Lasst Ushuaia bei eurer Planung weg, das spart hin und zurück knapp 2.000 km.
Auch wenn ihr kein Motorrad habt, es fahren überall Busse, daher hier noch meine Empfehlung für eine Tour ohne eigenes Fahrzeug: Fliegt nach Santiago de Chile und fliegt mit einem Anschluss Flug weiter in den Süden nach Puerto Natales. Besucht nicht den Nationalpark „Torres del paine“ Meiner Meinung nach totale ABZOCKE (für ein paar Tage wandern, mehrere tausend Euro ausgeben. Nein danke). Fahrt mit dem Bus ab Puerto Natales/Chile nach „El Calafate“ in Argentinien. In „El Calafate“ bleibt ein paar Tage, nehmt einen Mietwagen und erkundet die Gegend um den Gletscher und den Berg „Fitz Roy“. Hier in „El Calafate“ kann man es ein paar Tage aushalten. Fahrt anschließend mit diversen Bussen (das Busnetz ist gut ausgebaut) immer weiter nordwärts (auch) über die Routa 7/Carreterra Austral in Chile bis Puerto Montt. Dann fliegt wieder nach Santiago de Chile. Meiner Meinung nach ist dies der schönste Streckenabschnitt im Süden Chiles/Argentiniens. 1.800 km tolle Strecke, wie beschrieben zwischen Puerto Natales unten im Süden und Puerto Montt (ca. 1.000 km südlich von Santiago). By the way: die Lebenshaltungskosten in Chile sind deutlich günstiger als in Argentinien (Stand Februar 2025)