In genau sechs Wochen geht es los. Normalerweise schreibe ich an dieser Stelle vor jeder Reise/jedem Reiseabschnitt keine großen Erklärungen, sondern starte gleich mit dem Bericht am Anreisetag, aber dieses Mal bedarf es etwas Erklärung, insbesondere warum ich das erste Mal kein eigenes Motorrad „zur Bewältigung“ der Strecke verwende.
Starten wir mit einem Rückblick…
Im Jahr 2021 startete ich den ersten Anlauf in Richtung Chile. Ich hatte mir eine „Royal Enfield Himalayan“ gekauft, entsprechend ausgerüstet und wollte diese per Container nach Chile verschiffen. Die Gespräche mit dem Spediteur waren zu diesem Zeitpunkt schon in vollem Gange. Die eigentliche Reise sollte Anfang 2022 stattfinden. Irgendwann in 2021 hat Chile dann eine Quarantäne (Stichwort Covid Pandemie) bei Einreise verpflichtend eingeführt (so wie viele Reiseländer). Das wollte und ich mir nicht antun und außerdem hätte es meinen Rahmen an verfügbaren Urlaubstagen gesprengt. Also wurde die Planung wieder auf Eis gelegt.
Im Laufe des Jahres 2022 hatte ich noch mal das Thema aufgegriffen und für eine mögliche Verschiffung nach Chile erst eine, bei mir zuhause vorhandene, Yamaha Ténéré 700 und später eine Suzuki V-strom 650 XT ausgerüstet, immer in der Hoffnung das das Thema Covid incl. Quarantäne vor Ort sich zeitnah erledigt und ich starten kann. Die Geschichte hat uns ja, in der Rückschau betrachtet, gezeigt das Covid nicht zeitnah zu Ende war. Nach diesem zweiten Anlauf hatte ich das Thema dann komplett „zur Seite gelegt“
Anfang 2024, nach weiteren Reisen in die USA und Kanada, hatte ich das Thema „Planung Südamerika“ nun erneut, mittlerweile zum dritten Mal, aufgegriffen. Diese Reise sollte/soll nun im Februar 2025 stattfinden. Dieses Mal stand eine bereits in der heimischen Garage vorhandene Suzuki 800 DE, eine ebenfalls vorhandene Suzuki 1050 DE oder eine BMW 1100 GS („Alteisen“) zur Auswahl bezüglich „welche Maschine soll es denn werden zur Verschiffung“?
Wichtig an dieser Stelle ist, dass man sich mit den zollrechtlichen Bestimmungen der einzelnen Länder beschäftigt. Ich habe das ja an anderer Stelle schon ausführlich(er) beschrieben, hier nur so viel: die meisten Länder südlich von Mexiko erlauben es nur ein Fahrzeug max. 3 bis 6 Monate im Land zu belassen. Danach wird es konfisziert und/oder man muss mit drakonischen Strafen rechnen. Mittlerweile haben die entsprechenden Länder auch zum größten Teil ein IT-System in dem das Fahrzeug eingetragen wird. In diesen Systemen kann der Zoll deine Reise nachvollziehen, egal wo du ein -oder ausreist. Je nach Land wird das Fahrzeug auch in deinem Pass eingetragen, somit ist auch hier keine Ausreise möglich ohne dass das Fahrzeug aus deinem Pass ausgetragen wird. In diesem ganzen Kontext sticht ein Land heraus: Uruguay, hier dürfen Fahrzeuge 12 Monate im Land belassen werden, wenn man selbst ohne Fahrzeug, das Land verlässt. (es gibt noch Ausnahmen in Costa Rica und Panama, aber wir reden ja hier an dieser Stelle über Südamerika und nicht Mittelamerika)
Da die Südamerikareise wieder mit meinem Kumpel Olli zusammen erfolgt, (Olli kennt ihr schon aus manchen der beschriebenen Reisen in Alaska und Kanada) hatte ich mit Olli nun mehrfach und über Wochen, im Verlauf des Jahres 2024, die Fakten und Risiken diskutiert. Wenn wir unsere Motorräder in Uruguay abstellen, sind wir in der Lage WIRKLICH innerhalb von 12 Monaten noch einmal wieder hinzufliegen, damit die Motorräder nicht im „Worst case“ konfisziert werden?
Beachten muss man bei dieser Planung dann auch das es von Ushuaia bis Montevideo (im Prinzip bis Buenos Aires und dann per Fähre rüber nach Montevideo) gut 3.000 (recht eintönige) Kilometer auf der „Routa 3“ durch Ost-Patagonien fahren muss. Dies bedeutet dann gut fünf anstrengende Fahrtage á 600 Kilometer. Da mein Motto immer noch „von Alaska bis Feuerland
IN ARBEITNEHMERFREUNDLICHEN Etappen“ ist, muss man auch einplanen, das man zu der eigentllichen Fahrtstrecke, die einen nach Punta Arenas, Ushuaia und Co führt, dann noch eine extra Woche Urlaub, nur für die besagte Rückreise, nehmen muss.
Nun komme ich an dieser Stelle so langsam zum Titel dieses Intros zurück. Nach Abwägung aller Unsicherheiten bezüglich einer erneuten Reise innerhalb von zwölf Monaten und der Maßgabe diese Reise in einem Zeitraum vom ca. 2,5 Wochen durchzuführen habe ich mich nun erstmalig, nach nun sieben Motorradreisen im Kontext „Panamericana“, für ein Mietmotorrad entschieden. Olli trägt diese Entscheidung mit und hat ebenfalls vor Ort gemietet. Thomas (ihr kennt ihn schon als Überführungsfahrer der KLR 650 „Lady Blue“. Er überführte die Maschine im Juli 2022 von Whitehorse nach Vancouver) hat sich innerhalb von wenigen Stunden entschieden auch mit dabei zu sein. Somit fahren wir diese Tour, die den Süden ab Santiago de Chile abdeckt, zu dritt.
Zusammenfassend hat das Thema Südamerika für mich bisher (naja, Mittelamerika fehlt ja noch) den höchsten Planungsaufwand bedeutet. Drei Planungsanläufe, sechs mögliche Motorräder zur Verschiffung waren in Vorbereitung, dreimal war ich jeweils einige Wochen mit dem Spediteur bezüglich Verschiffung in Kontakt……
……und nun wird es ein MIETMOTORRAD :-)